Person

Wolfgang Pinter

12.1946 - 08.2015

Ut pictura poesis (So wie die Malerei ist die Poesie) Horaz (römischer Dichter)

In der Poesie wie in der Malerei geht es um Gefühle. Trotzdem sind beide Disziplinen natürlich grundverschieden.
Bei Wolfgang Pinter haben wir es mit einem Künstler zu tun, der beide Disziplinen beherrschte. Vor allem in den späten Jahren seines Schaffens, tritt der Text immer weiter in den Vordergrund.

In seinen zahlreichen Booklets stehen Text und Bild immer ausgewogen nebeneinander. Es entsteht der Eindruck, dass beides untrennbar zusammen gehört. Oft haben aber die Bilder keinen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Text. Sie entstehen vielmehr aus einer freien, spielerischen Kreativität. Und wenn man versucht, den Zusammenhang zu finden, dann ist man schon in die Falle getappt, die Pinter gerne aufstellt. Man wird zum Nachdenken gezwungen, das Hirn beginnt seinen Zweck zu erfüllen und das ist es, was er will. Pinter macht es einem nicht so leicht. Seine Texte und Bilder kommen zunächst fröhlich und bunt daher. Das Hintergründige erschließt sich oft erst beim zweiten oder dritten Hinsehen. Und dann merkt man, dass er dem Betrachter und der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, in den man nicht so gerne schaut. Man kann belustigt sein oder beschämt, aber immer bleibt man nachdenklich zurück. Natürlich ist da viel Raum für eigene Interpretationen aber Bequemlichkeit und Willkür lässt Pinters Werk nicht zu.

Später lösen sich einige Bilder aus den Booklets zu selbständigen Großformaten. Dabei muss es krachen, das Blatt darf nicht weiß bleiben; das Format muss gefüllt werden; Farben überdecken; Formen sind rätselhaft; die Pinselführung ist grob und filigran zugleich. Da ist Kraft , Emotion und immer viel hintergründiger Humor. Rätselhaftes, Surreales und immer auch Mystisches. Das Figurative wird in einigen Serien zur Evolution. Seine Bilder sind auch ohne die Texte immer narrativ. Aber beide erzählen erlebtes, erlittenes, reißen Wunden auf, geben aber unmittelbar Hoffnung mit dem fast immer begleitenden Humor.

Die Kunst Wolfgang Pinters einzuordnen wäre nur Begriffsgeklingel
Sie steht für sich selbst und lässt sich kaum einordnen. Einfache Themen und Oberflächliches sind nicht sein Ding. In Pinters Werken ist ursprüngliche Kreativität. Er arbeitet mit der Neugier eines Kindes und der Lebenserfahrung eines Menschen, der seine Umwelt unablässig kritisch beobachtet. Nachhaltig mit kritischem Sinn arbeitet er immer an Themen, die er „das Brauchbare“ nennt. Das Gehirn braucht Stoff, wie er sagt, es muss spielen können und überrascht sein. So entsteht seine Kreativität. Nur so entsteht überhaupt Kreativität. Erst wenn man das Hirn von den alltäglichen Barrieren entrümpelt hat entsteht der klare Blick, das Brauchbare, sein Sujet.

Für Wolfgang Pinter war Kunst immer lebensnotwendig. Schon als junger Mensch wird er zum Straßenmaler in Hamburg und München, verdient sich hier und da ein Essen oder ein Bier, indem er Menschen porträtierte. Schnell hat er einen eigenen Stil entwickelt der unverkennbar ist. Auch in seinem späteren Berufsleben geht es um kreatives Schaffen. Aber der eigenen Kunst bleibt er immer Treu. Viele Ausstellungen hat er über die Jahre bestritten, einige Bücher veröffentlicht. Sein Thema war immer der Mensch sowohl in seinen Texten als auch in den Bildern. Es ist der Mensch in seiner Unvollkommenheit und seinem Unvermögen, kritisch und humorvoll aber ohne erhobenen Zeigefinger, meistens schmunzelnd aber manchmal auch wütend. Wütend oft über die eigene Zunft die sehr viel Banales und Unbedeutendes hervorbringt.